In der
Lindengasse in Bullendorf steht noch heute ein aus der Frühneuzeit stammender
und seit jahrhunderten fast unveränderter und gut erhaltener Bauernhof, ein
sogenannter Zehenthof mit angeschlossenem bzw. integriertem Zehentkeller. Das
genaue Erbauungsdatum konnte leider nicht eruiert werden.
Der Hof gehörte
einst zum Liechtensteinschloss Wilfersdorf und wurde im Jahre 1792 an eine
damals ortsansässige Familie Namens BSCHLIEHSMAYER verkauf.
Bereits im Jahre
1816 wurde das Anwesen an eine gewisse Familie GRAF weiterverkauft. Nach genau
100 Jahren, im Jahre 1916, ist der letzte männliche Besitzer der Familie GRAF
im 1. Weltkrieg gefallen. Er hinterließ die Witwe Barbara GRAF mit ihren beiden
gemeinsamen Töchtern. Von Barbara GRAF wurde der Hof nun bis 1923 alleine
weitergeführt. Im Jahre 1923 heiratete Barbara GRAF einen gewissen Michael
BAMMER aus Ebersdorf. Dieser Eheschließung folgten drei gemeinsame Kinder.
Michaela 1924, Berta 1927 und Hermann 1929. Die Geschwister Berta und Hermann
BAMMER bewohnen und bewirtschaften nach wie vor das gemeinsame Anwesen in der
Lindengasse 5.
Im Mittelalter,
teilweise bis hin ins 19. Jahrhundert, mussten die Bauern an den Gutsherrn den
Zehent auch Zehnt genannt (zirka 10 Prozent der Getreide- und Weinernte)
abliefern. Die Lagerung erfolgte dann in Zehentkellern und am Zehenthof.
Der Bullendorfer
Zehenthof ist mit ziemlicher Sicherheit das älteste Gebäude und der
Zehentkeller einer der ältesten, wahrscheinlich der älteste Keller in der
Ortschaft. Ein wichtiger Teil des Hofs ist das Zehentstüberl, eine Art
Wohnküche. Von diesem Zehentstüberl gelangt man direkt in das Presshaus, wo
heute noch eine Steinpresse aus dem Jahre 1811 steht. Auf Grund der kühlen
Temperaturen findet das Presshaus ganzjährig Verwendung als
Speis/Lebensmittellager. Eine weitere
Tür führt in den gewölbten Zehentkeller. Die zig Meter lange, trockene, und
sehr breite Kellerröhre weist im hinteren Bereich ein Kreuzgewölbe mit zwei
kurzen Seitengängen auf und reicht zurück bis in die Kellergasse Lindengasse.
Nach einem Aufstieg von zirka 10 Stufen erreicht man die Kellertür, den Eingang
seitens der Kellergasse Lindengasse. Die Steinpresse aus dem Jahre 1811 sowie
der dazugehörige und ebenfalls so alte Werkzeug wird bei der Weinernte
tatsächlich bis heute von den Besitzern verwendet und eingesetzt.
Der Schweine-,
Kuh- und Pferdestall, der Zugang zum Schüttkasten, die Trete mit dem
Arkadenhof, der Brotbackofen mit integrierter Selche, das Plumpsklo und vieles
mehr sind unverändert vorhanden. Der ehemalige Misthof dient als Komposthaufen,
wo Zucchini, Gurken, Sonnenblumen und Kukuruz wachsen. Unzählige Schwalben
besiedeln den Hof und bauen dort ihre Nester.
Beim genauen
Hinsehen findet man im alten Stadel den Leiterwagen, den Truhenwagen, den
Pferdeschlitten, eine Schubkarre, die Saureim, das Sautrog, eine Getreidemühle,
viel Werkzeug aus früheren Jahren und auch einen 18er Steyr-Traktor aus dem
Jahre 1954.
Beim Rundgang
durch den Garten und über den Hausacker wird man unter vielen Obstbäumen und
Sträuchern unter anderem auch auf einen angeblich ebenfalls mindestens 200
Jahre alten Birnenbaum aufmerksam.
Die
Informationen und Fotos zu gegenständlichen Bericht stammen vom Besitzer Hermann BAMMER, welcher zu einem
Informationsgespräch samt Besichtigung und Führung geladen hatte und welcher
mit der Veröffentlichung an Personen mit Interesse an Altertum, Geschichte,
Brauchtum usw. einverstanden ist - DANKE!